Intel­li­genz der Tiere

Vie­le Ver­su­che, Intel­li­genz zu defi­nie­ren, lau­fen auf die Fähig­keit hin­aus, Pro­ble­me zu lösen. Die all­ge­mei­ne Stim­me der heu­ti­gen Wis­sen­schaft hat die Auf­fas­sung, dass Intel­li­genz, wenn­gleich ein indi­vi­du­el­ler Cock­tail, so doch eine erb­li­che Grö­ße ist und dass man sie mit­tels Intel­li­genz­tests mes­sen kann. Für mich habe ich ent­schie­den, den Begriff aus mei­nen Sprach­schatz eher zu strei­chen – und zwar wegen sei­ner Bedeut­sam­keit. Weil ich es leid war, trotz aller­lei posi­ti­ven Rück­mel­dun­gen drü­ber nach­zu­den­ken, ob ich unter Umstän­den doch nicht aus­rei­chend intel­li­gent sein könn­te. Und weil ich es leid war, Ande­re dar­an zwei­feln und ver­zwei­feln zu sehen. Intel­li­genz ist ein ulti­ma­ti­ves Beur­tei­lungs­kri­te­ri­um. Es gibt wohl weni­ge Gemein­hei­ten, die so tief gehen, wie zu jemand zu sagen: „Du bist ein­fach dumm.” Denn Gescheit­heit ist Lebens­be­rech­ti­gung. Gescheit­heit wird mit Erfolg in unse­rer Kul­tur belohnt, mit gut­be­zahl­ten Jobs, guten Paa­rungs-Chan­cen und mit Macht.

Intel­li­genz und Werturteile

Intel­li­genz­tests wur­den schon miss­braucht, um über Zwangs­ste­ri­li­sa­tio­nen und schlim­mer zu ent­schei­den. In sol­chen Fäl­len ging es um Men­schen mit geis­ti­gen Behin­de­run­gen, die nicht beson­ders lebens­wert, weil zu dumm wären.

Che Gue­va­ra, ein Held mei­ner Jugend­jah­re, Vor­den­ker des Sozia­lis­mus, ob er nun rück­sichts­lo­ser Revo­lu­tio­när, Held oder Hei­li­ger, hat­te den inter­es­san­ten Gedan­ken, dass man geis­tig weni­ger reich Beschenk­te finan­zi­ell min­des­tens eben­so gut oder bes­ser ver­sor­gen müs­se, als die ganz Geschei­ten, weil Letz­te­re durch ihre geis­ti­gen Gaben ja ohne­hin schon einen Vor­teil im Leben hät­ten – auch inter­es­sant gedacht!

Wach­ge­rüt­telt hat mich auch ein Aus­spruch von Lin­da, als es um die Intel­li­genz von ein­zel­nen Pfer­den ging. Sie war voll des Lobes für ein Pferd, das sich als weni­ger klug prä­sen­tier­te, weil sie mein­te, sol­che Pfer­de wür­den zwar lang­sa­mer ler­nen, aber Gelern­tes dann für immer behal­ten. Ich den­ke oft dank­bar an sie, wenn ich mit einem Tier arbei­te, das län­ger braucht um Infor­ma­tio­nen zu ver­ar­bei­ten, es hilft mei­ne Unge­duld zu besänf­ti­gen und abwer­ten­de Gedan­ken zu las­sen. In unse­ren Bemü­hun­gen um Tier­schutz und Tier­recht tritt auch immer wie­der zuta­ge, dass, je geschei­ter (men­schen­ähn­li­cher?!) ein Tier von uns ein­ge­schätzt wird, umso schüt­zens­wer­ter wäre es. Das Leben eines Pri­ma­ten ist höher zu schüt­zen als jenes einer Schne­cke. War­um eigentlich?

Kri­tik am Intelligenz-Begriff

Die Zugän­ge, Intel­li­genz zu ver­ste­hen und zu defi­nie­ren sind nicht immer gut für uns, die Tie­re im Leben haben wol­len, denn Intel­li­genz­tests mes­sen zunächst ein­mal nur die mensch­li­che Intel­li­genz und der Mensch kommt immer wie­der in Ver­su­chung, die Intel­li­genz der rest­li­chen Natur abzu­wer­ten. Wür­de ein Hund, ein Baum, ein Wal, eine Fle­der­maus einen Intel­li­genz­test ent­wer­fen, sähe es bei uns schon recht schlecht aus. Denn wie kann ich mich denn ‑zb aus der Sicht eines Pfer­des- im gemein­sam bewohn­ten Raum schnell und geschickt zurecht fin­den, wenn ich der­ma­ßen schlecht klei­ne Ver­än­de­run­gen bemer­ke, und infol­ge­des­sen nicht auf sie reagie­re, wie ein Mensch.
Eine übli­che Kri­tik am Intel­li­genz-Begriff in der Men­schen­welt ist, Intel­li­genz wäre schlicht­weg das, was der Intel­li­genz­test misst – also eine mehr oder weni­ger sinn­voll gewähl­te Aus­wahl kogni­ti­ver Fähigkeiten.

Wenn ich mich vom Intel­li­genz-Begriff distan­zie­re, weil es eine recht will­kür­li­che Zusam­men­fas­sung von Talen­ten ist, so will ich mir lie­ber die Fähig­kei­ten im Ein­zel­nen anse­hen um jemand, Tier oder Mensch, zu erken­nen, zu ver­ste­hen, zu beschrei­ben. Lie­ber als ein Tier oder einen Men­schen mit dem IQ zu bewer­ten, schaue ich sie oder ihn wie eine bun­te Man­da­la ‑Blu­me an, mit unzäh­li­gen detail­lier­ten Per­sön­lich­keits­merk­ma­len, Geschen­ken und Eigen­ar­ten, die ein­an­der ergän­zen, hem­men, berei­chern, die in unter­schied­li­chen Situa­tio­nen bei unter­schied­li­chen Gegen­übers unter­schied­lich akti­viert wer­den und zu unter­schied­li­chen Pro­blem-Bewäl­ti­gungs-Stra­te­gien füh­ren. Dazu gehö­ren kogni­ti­ve Fähig­kei­ten, kör­per­li­che Geschick­lich­keit, emo­tio­na­le Wen­dig­keit und Tie­fe, Bewusst­heit im kör­per­li­chen wie im psy­chi­schen Bereich, lebens­phi­lo­so­phi­sche Weis­heit, krea­ti­ve Ener­gie und mehr. Wenn auch Man­ches davon im Intel­li­genz­be­griff berück­sich­tigt wird, wird es dann doch auf eine Zahl run­ter­ge­bro­chen, die für mich nichts aus­sagt, und schon gar nicht über den Wert eines Wesens. Aber den­noch nach­fol­gend ein paar Fak­ten aus der Welt der Intelligenz-Forschung.

Die Intel­li­genz der Hunde

Es gibt einen Autor, der im Zusam­men­hang mit der Intel­li­genz-For­schung am Hund viel­fach zitiert wird: Der nord­ame­ri­ka­ni­sche Psy­cho­lo­ge und Hun­de­for­scher Stan­ley Coren. Unter ande­rem schreibt er den Hun­den im Durch­schnitt die Intel­li­genz eines zwei- bis zwei­ein­halb-jäh­ri­gen Kin­des zu, was wie­der­um berück­sich­tigt, was Hun­de alles nicht kön­nen, aber wenig berück­sich­tigt, was Klein­kin­der nicht kön­nen und nie kön­nen wer­den (zB. durch ihren Geruchs­sinn). Er erstellt ein Ran­king der geschei­tes­ten und dümms­ten Hun­de­ras­sen. Dabei schränkt er aller­dings ein, dass er sei­ne Ver­su­che auf einen Aus­schnitt aus dem Spek­trum Intel­li­genz aus­ge­rich­tet hat, näm­lich auf die „Arbeits- und Gehor­sam­keits-Intel­li­genz”, Labra­dor Retrie­ver, Pudel, Gol­den Retrie­ver, Deut­sche Schä­fer­hun­de ste­hen weit vor­ne, Wind­hun­de (wie mei­ner….) weit hin­ten, die wür­de­voll auf Arbeits­ge­hor­sam ver­zich­ten. Ob sie des­halb dumm sind? Mei­ne Wind­hün­din ist jeden­falls wesent­lich erfolg­rei­cher dar­in, mich zu kon­di­tio­nie­ren, als jeder ande­re Hund, den ich in mei­nem Leben hat­te. Auch Kat­zen sind ja durch­aus in der Lage, wie Hun­de Wor­te und Stimm­la­gen des Men­schen zu dif­fe­ren­zie­ren — nur reagie­ren sie nicht so dar­auf, wie Men­schen sich das so wün­schen wür­den und sind inso­fern weni­ger leicht zu dres­sie­ren. Es gibt eben vie­le Aspek­te, die zum Kom­plex Intel­li­genz gehören.

Die Pro­blem­lö­sungs-Kom­pe­ten­zen von Hun­den, also eine Fähig­keit, über etwas „nach­zu­den­ken” um zur Lösung zu gelan­gen, etwa im Ver­gleich zu Pri­ma­ten, ist schwä­cher aus­ge­bil­det. Sie kön­nen sozu­sa­gen ganz schlecht Phy­sik. Man hat Hun­de gelehrt, mit­tels einer Schnur aus einem durch­sich­ti­gen Behäl­ter Fut­ter raus­zu­zie­hen. Sie kön­nen gut asso­zi­ie­ren, also Schnur, zie­hen, Fut­ter- super! Legt man nun eine zwei­te Schnur dazu, die sicht­lich kei­nen Fut­ter­bro­cken am ande­ren Ende hat, ist die Aus­wahl der Hun­de zufäl­lig gewe­sen, obwohl ein Blick die Schnur ent­lang Aus­kunft gäbe. Ande­re Ver­su­che aller­dings las­sen anneh­men, dass Hun­de die Schwer­kraft ver­ste­hen, also wis­sen, dass ein Lecker­chen zu Boden fal­len wird.

 

Foto: Leo­nie Hochrein

Wenn es um asso­zia­ti­ves Ler­nen geht, Tie­re Zusam­men­hän­ge erken­nen müs­sen, schnei­den laut den For­schern Tau­ben ähn­lich gut ab wie Hun­de. Asso­zia­ti­ves Ler­nen zeigt sich bei­spiels­wei­se in Expe­ri­men­ten, in denen Tie­re eine Beloh­nung erwar­ten dür­fen, wenn sie einen bestimm­ten Schal­ter betätigen.

Eine Viel­zahl von geis­ti­gen Ein­zel­leis­tun­gen und „hün­di­schem Quer­den­ken” fin­det man bei Blin­den­führ­hun­den, die nicht nur eine Viel­zahl von kom­ple­xen Hand­lun­gen mit Begrif­fen ver­bin­den, son­dern auch vor­her­se­hen kön­nen, was in einer Umge­bung, die sich ver­än­dert, in direk­ter Zukunft pas­sie­ren kann. Ähn­lich gut geeig­net wie Hun­de wur­den aber auch (eini­ge hun­dert dafür aus­ge­bil­de­te ) Mini-Ponies und Mini-Pfer­de als Hel­fer für Seh-Behin­der­te befunden.

Hun­de haben ein aus­ge­zeich­ne­tes Gedächt­nis in Bezug auf Fähig­kei­ten, die sie vor lan­ger Zeit gelernt haben. Mei­ne Freun­din hat­te ihren Hund gelehrt, Türen zu öff­nen, was sie spä­ter bereu­te. Über län­ge­re Zeit waren bei ihr alle Tür­klin­ken ver­kehrt ange­bracht bis die Fähig­keit über lan­ge Jah­re ver­ges­sen zu sein schien. Als der Hund wirk­lich alt war, hat­te sie sich ver­se­hent­lich aus­ge­sperrt und konn­te durch die geschlos­se­ne Türe die­ses Ver­hal­ten, das län­ger als zehn Jah­re „gelöscht” war, abru­fen- der Hund öff­ne­te ihr von innen die Türe. Es fällt Hun­den hin­ge­gen schwer, sich län­ger als ein paar Sekun­den an etwas zu erin­nern, was sie vor weni­gen Momen­ten wahr­ge­nom­men haben, zum Bei­spiel in wel­cher von ein paar iden­ti­schen Kis­ten jemand ihr Lieb­lings­spiel­zeug ver­steckt hat.

Für Geo­gra­phie haben Hun­de ein gutes Gedächt­nis. Nicht nur erin­nern sie sich gut, wo sie einen Kno­chen ver­gra­ben haben, sie haben auch ein gutes Ori­en­tie­rungs­ver­mö­gen- sie erin­nern sich da mehr an Gerü­che als an visu­el­len Merk­ma­le. Die­se gute ört­li­che Ori­en­tie­rung führt aber auch dazu, dass wir jedes Trai­ning mit Hun­den an unter­schied­li­chen Orten durch­füh­ren müs­sen, denn sie asso­zi­ie­ren ein Ver­hal­ten deut­lich mit einem Ort, an dem sie es gelernt haben.

 

Foto: Leo­nie Hoch­rein. Vie­le Hun­de suchen von sich aus Kon­takt zum Menschen.

Der Hund ist ein Tier, das von sich aus posi­ti­ves Inter­es­se an der Inter­ak­ti­on mit Men­schen hat. Ihre sozia­le Intel­li­genz, die in Bezug auf den Men­schen beson­ders aus­ge­prägt ist, hat hohen Wert für uns. Hun­de schnei­den über­durch­schnitt­lich gut ab, wenn man Ver­hal­tens­wei­sen mit kom­mu­ni­ka­ti­ven Ges­ten ver­bin­det. Hier über­tref­fen sie Wöl­fe (auch hand­auf­ge­zo­ge­ne) und auch Pri­ma­ten bei wei­tem. Hun­de sind im Ver­gleich zu Wöl­fen rich­tig gut dar­in, uns Men­schen zu inter­pre­tie­ren, obwohl sie selbst eine weni­ger dif­fe­ren­zier­te Spra­che haben um ihre eige­nen Befind­lich­kei­ten aus­zu­drü­cken (wie­der im Ver­gleich zum Wolf).

Es gibt heu­te eine gro­ße Zahl von Unter­su­chun­gen und For­schungs­er­geb­nis­sen zur Intel­li­genz von Hun­den, eigent­lich in jedem Buch zur Etho­lo­gie des Hun­des. In mei­nem Bücher­re­gal erwäh­ne ich Bei­trä­ge aus: Dorit U.Feddersen-Petersen: Hun­de­psy­cho­lo­gie; John Brad­shaw: Hun­de­ver­stand; Stan­ley Coren: Die Intel­li­genz der Hun­de; Grif­fin: Wie Tie­re den­ken; Kotrschal: Hund&Mensch; Kit­chen­ham und Ganslo­ßer: For­schung trifft Hund.

Spra­che — die Basis des Denkens?

Ein bekann­tes Phä­no­men, auch aus dem Fern­se­hen bekannt, ist der Bor­der Col­lie „Rico”, der bewies, dass er 200 (in ande­ren Publi­ka­tio­nen 260) Wör­ter mit bestimm­ten Gegen­stän­den asso­zi­ie­ren und die­se Ver­knüp­fun­gen auch behal­ten kann, so dass er die­se Gegen­stän­de auf Zuruf der Bezeich­nung zu brin­gen in der Lage ist- auch wenn die­se Gegen­stän­de für sei­nen Men­schen nicht sicht­bar waren (im Neben­raum über Eck) und die­se selbst nicht wuss­te, wie die Gegen­stän­de sor­tiert sind. Nun ist der Bor­der Col­lie auch eine Hun­de­ras­se, die spe­zi­ell auf das Unter­schei­den akus­ti­scher Signa­le hin gezüch­tet wur­de. Rico schien aber auch sprach­lich schluss­fol­gernd zu den­ken: Füg­ten die Versuchsleiter*innen ein Spiel­zeug hin­zu, das neu und ihm unbe­kannt war, und sag­te sein Mensch ein neu­es Wort, so brach­te Rico meist das neue Spiel­zeug. Ob es nun anders roch oder er es an ande­ren Merk­ma­len unter­schied, in jedem Fall war da ein Aus­schluss­ver­fah­ren im Gange.

Trotz all die­ser Fähig­kei­ten des Ver­ständ­nis­ses kön­nen Hun­de kei­ne Lau­te her­stel­len und mit will­kür­lich gewähl­ter Bedeu­tung bele­gen, was also etwas wie eine Wort­spra­che ergä­be. Übri­gens auch Affen nicht, die in der Lage sind, hun­der­te von ver­schie­de­nen Geräu­schen in Bezug auf deren Bedeu­tung (also die Fol­ge) zu inter­pre­tie­ren. In den Köp­fen von Hun­den und ande­ren Tie­ren bewe­gen sich kei­ne Wor­te. Abseits von sprach­zen­trier­ten Model­len, Intel­li­genz zu kate­go­ri­sie­ren, in der immer wie­der der Mensch als Sie­ger her­vor­ge­hen wird, gibt es also eine sprach­un­ab­hän­gi­ge Ver­nunft, eine Intel­li­genz für ver­nünf­ti­ge Ent­schei­dun­gen ohne dabei Wor­te als Abbild zu nut­zen. Es ist für uns Men­schen schwer, sich vor­zu­stel­len, wie man die Welt im Kopf reprä­sen­tie­ren kann, ohne sie durch Wor­te abzu­bil­den, weil für uns den­ken und Gedan­ken immer mit einer sprach­li­chen Reprä­sen­tanz zu tun haben. Viel­leicht funk­tio­nie­ren unse­re Träu­me so – dazu weiß ich zu wenig über das Träumen.

Kogni­ti­ve Ethologie

Etwa seit den acht­zi­ger Jah­ren wird das Den­ken der Tie­re genau­er betrach­tet, ihre Fähig­kei­ten ohne sprach­li­che Reprä­sen­tanz Plä­ne zu haben und ent­spre­chend zu han­deln, die Kau­sa­li­tät von Zusam­men­hän­gen zu erfas­sen, Pro­ble­me zu lösen, Absich­ten zu haben, Ent­schei­dun­gen bewusst zu tref­fen, was gleich­zei­tig bedeu­tet, Erwar­tun­gen zu haben, und die Fra­ge, ob sol­che Pro­zes­se bewusst ablau­fen wür­den (letz­te­res bie­tet wie­der­um ein Kri­te­ri­um, über das sich der Mensch vom Tier abgren­zen will/könnte). All die­se Fähig­kei­ten wer­den heu­te mit immer wie­der über­ra­schen­den Ergeb­nis­sen in der „kogni­ti­ven Etho­lo­gie” zusam­men gefasst.

Das Pferd

Auch die Pfer­de haben als sozia­le Tie­re eine hohe sozia­le Intel­li­genz. Füh­rungs­kräf­te pro­fi­tie­ren von Pfer­de­in­tel­li­genz in den unter­schied­lich hilf­rei­chen Ansät­zen des Coa­chings mit dem Pferd. Das berühm­te Pferd „Hans”, das schein­bar zäh­len und recht kom­pli­ziert rech­nen konn­te, das das rich­ti­ge Ergeb­nis an unbe­wuss­ten kör­per­sprach­li­chen Regun­gen des Men­schen ab, wenn das rich­ti­ge Ergeb­nis sei­nes Auf­stamp­fens eines Hufes erreicht war.

Man ver­mu­tet, dass das Zusam­men­le­ben in sozia­len Grup­pen der Aus­lö­ser den gro­ßen Wachs­tums­schub des mensch­li­chen Gehirns aus­ge­löst hät­te, mehr als das Frei­wer­den der Hän­de durch das auf­rech­te Gehen. Auch von Pfer­den, Del­phi­nen, Kame­len und Hun­den spricht man von gut­ent­wi­ckel­ten Gehirnstrukturen.

 

Das Pferd als sozia­les Tier …

 

…hat gro­ße sozia­le Intel­li­genz, was uns Men­schen meist zugu­te kommt. Foto: A.Forberg

Im Gegen­satz zum Hund kön­nen Pfer­de mit abs­trak­ten visu­el­len Sym­bo­len etwas anfan­gen. Sie haben in Ver­su­chen gezeigt, dass sie auch Kon­zep­te wie hart, weich, For­men, Far­ben, gleich und anders­ar­tig ver­stan­den (u.a. Mar­ti­na Ger­ken, Uni Göt­tin­gen, gemein­sam mit ihrer Stu­den­tin Vivi­an Gabor an Shet­land-Ponys, E.B. Hang­gi USA). Eben­falls im Gegen­satz zu Hun­den sah man Pfer­de ziel­orie­tiert Werk­zeu­ge benut­zen. Schon oben erwähn­te ich die außer­ge­wöhn­li­chen Leis­tun­gen eini­ger hun­dert aus­ge­bil­de­ter Blin­den-Führ-Ponies und Minipfer­den, die sich im Stra­ßen­ver­kehr ori­en­tie­ren, Trep­pen, Zebra­strei­fen erken­nen und die Bedeu­tung von Begrif­fen wie und, oder neben, zwi­schen, rechts, links zu unter­schei­den lern­ten, stu­ben­rein waren und sich im Restau­rant unauf­fäl­lig ableg­ten. Auch in der Pfer­de-Agi­li­ty müs­sen Kon­zep­te wie neben, unten durch, drü­ber ver­stan­den werden.

Pfer­de ler­nen durch Beob­ach­tung. Die erwähn­te Benut­zung von Werk­zeug, näm­lich einen Ast, um ans Heu zu gelan­gen, nut­ze ein Pferd in der Schweiz, spä­ter imi­tier­te es auch sein Maul­tier-Kum­pel. Ich lie­be es mit Pfer­den zu arbei­ten, und die Her­den­mit­glie­der als Zuschau­er rund­um mit­ler­nen zu las­sen. Oft habe ich den Ein­druck, dass jun­ge Pfer­de, wenn sie „end­lich auch dran sind”, vie­les schon wis­sen. Angeb­lich ler­nen Foh­len durch Beob­ach­tung von ihrer Mut­ter über gif­ti­ge und gesun­de Pflan­zen und Pflanzenteile.

Die gro­ße Unbekannte

Vie­le Ein­zel­fak­ten und doch wis­sen wir gar nichts. Wis­sen­schaft­le­rin­nen und Wis­sen­schaft­ler kön­nen die­se in Bezug zuein­an­der brin­gen, und sie kön­nen Vie­les erklä­ren. Natur­wis­sen­schaf­ten kön­nen beschrei­ben, was neu­ro­nal in den Tie­ren pas­siert, Etho­lo­gen ihr Ver­hal­ten auf­schlüs­seln, aber den­noch: Alles was wir erfor­schen und erfah­ren kön­nen, ist auf der Basis unse­res eige­nen Erfah­rens­hin­ter­grunds. Wir kön­nen die Tie­re in unse­re Welt hin­ein­zie­hen und sie 160 Men­schen­wör­ter leh­ren, ihnen sogar bei­brin­gen, über Kom­mu­ni­ka­ti­ons­hilfs­mit­tel mit uns zu reden, aber wir blei­ben in all die­sen Dis­zi­pli­nen in den Gren­zen unse­rer eige­nen kogni­ti­ven Mög­lich­kei­ten ste­cken. Was bleibt ist die gro­ße Unbe­kann­te, „wie es ist, eine Fle­der­maus zu sein”. Mit die­sem Satz hat ein ame­ri­ka­ni­scher Phi­lo­soph die Tat­sa­che beschrie­ben, dass wir trotz all die­ser Bemü­hun­gen den Geist der Tie­re zu erfas­sen, kei­ne Ahnung haben, wie es sich anfühlt, ein Hund, ein Pferd, eine Fle­der­maus oder ein Schmet­ter­ling zu sein.

Der Kopf kann viel ver­ste­hen und ler­nen, Mess­ge­rä­ten kön­nen wun­der­bar objek­tiv ver­glei­chen und auf­zeich­nen – aber die Tie­re ver­ste­hen, mit dem Kopf, mit unse­rer Wort­spra­che- lei­der nicht. Dafür dür­fen wir ande­re Wege gehen.

Ein klei­nes Biss­chen „wis­sen” bekom­me ich geschenkt mit man­chem acht­sa­men Ein­ein­vier­tel­kreis. So darf ich manch­mal erah­nen, wie das Leben in die­sem Kör­per pri­ckelt. Nein, kei­ne belast­ba­ren Tat­sa­chen und stich­hal­ti­gen Fak­ten, nichts, was sich leicht auf­schrei­ben und erklä­ren lässt, aber Momen­te, in denen ich ahne, ich kann die­se Schran­ke über­win­den, füh­lend in Ver­bun­den­heit mit dem gro­ßen Gan­zen, dem Leben, mit dem Tier das bei mir ist, mit mei­nem Her­zen, das die­se Ver­bin­dung in sei­ne Stil­le auf­nimmt. Ver­bun­den in Liebe.

 

Man­ches kann man nicht ver­ste­hen, son­dern nur er-füh­len. Foto: Luna van Well

 

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