Vorbereitung junger Pferde auf die Arbeit unter dem Sattel
Bodenarbeit nach der Tellington TTouch Methode
Eine Schlüsselerfahrung im Leben der meisten Pferde ist die Gewöhnung an Sattelzeug und Reiter. Manche Ausbilder konfrontieren das Pferd mit der Forderung, sich reiten zu lassen und nehmen den folgenden Konflikt auf sich. Die Tellington Methode „schneidet die Aufgabe in hauchdünne Scheiben“ und geht konfliktfrei aus der Situation – und mit einem vertrauensvollen Pferd.
Sehe ich mir die Aufgabenstellung „Gerittenwerden“ aus der Sicht des rohen Pferdes an, so ergeben sich folgende kritische Momente:
- die Bedrohung durch etwas (einen Menschen) von oben,
— Druck und Beengung durch das Sattelzeug
— irritierende (da ungelernte, unverständliche) Hilfengebung und Einwirkung
— Balanceprobleme, da mangelhafte Körperbeherrschung
Bodenübungen helfen mir in der Arbeit mit Jungpferden, die problematischen Punkte des Geritten-Werdens zu überwinden:
- Die Bedrohung durch den Menschen von oben
Ich gewöhne das Pferd im Laufe der Bodenarbeit daran, ruhig und gelassen unter Dingen durchzu-gehen, zuletzt auch unter einer Plastikplane. Diese war vorher am Boden und seitlich eingesetzt worden, und ist dem Pferd bekannt. Es hatte gelernt, den Fluchtinstinkt zu überwinden und mit Bedacht an dieses zunächst beängstigende Ding heranzugehen.
Wir stellen uns auf Strohballen, das junge Pferd geht in Ruhe daran vorbei, bleibt stehen, und ge-nießt den TTouch® (Körperarbeit) von diesen Menschen hoch oben.
Der Schritt von da bis zum ersten Aufsteigen ist ein weiterer kleiner Fortschritt und kein Einbruch.
-Druck und Beengung durch das Sattelzeug
Mit Körperseil und Körperbandage als erstem Schritt und später den Aufgaben des Fahrens vom Boden, lehre ich das Pferd, bereitwillig allerlei Material auf seinem Körper zu tragen.
Auch bei den empfindlichsten Pferden habe ich keine Probleme mit dem ersten Satteln, seit ich sie auf den Druck des Gurtes vorbereite: Eine elastische Bandage als Körperband, mit einem gefalteten Tuch, später mit einem Gurt, nehmen wir sanft Druck auf und geben dann langsam wieder nach. Diese Technik als ein Teil der Körperarbeit ist dem Pferd bekannt und sehr angenehm. Der Schritt zum ersten Gurten ist eine Weiterführung dieser Technik und die Pferde nehmen den Sattelgurt an, ohne jemals zu bocken oder die Atmung anzuhalten.
- Irritierende, da unverständliche Hilfengebung und Einwirkung
Die Arbeit in verschiedenen Führpositionen zwischen den Hindernissen führen zu konzentrierter Mitarbeit auf die feinsten Signale, Kooperation und Mitdenken. Das Pferd erfährt, daß jedes kleine Zeichen seine Bedeutung hat, und entwickelt Freude daran, seine Aufgaben zu erfüllen.
Während des Fahrens vom Boden lernen meine vierbeiningen Schüler selbständig zu arbeiten, die Signale zu verstehen, wenn auch der hilfengebende Mensch nun nicht mehr immer neben dem Pferd herläuft — wie es ja auch beim Reiten sein wird. Dabei arbeite ich immer zunächst zu zweit am Pferd, ein/e Helfer*in an der Führleine und eine/r an den Fahrleinen.
„Lenkung und Bremse“ sind nunmehr eingebaut und mein Ausbildungs-Pferd wird danach auch fein auf den Halsring oder Balancezügel reagieren.
-Balanceprobleme: Die verschiedenen Bodenhindernisse, wie Labyrinth, Stern etc. eignen sich hervorragend für die Schulung von Balance und Koordination, wesentlich ist das WIE der Ausführung: Viele Bodenarbeits-Übungen sehen einfach aus, bringen ihren Erfolg aber erst durch die Beachtung vieler kleiner Details.
Zwei häufig vorkommende Balanceprobleme, die auch die Arbeit unter dem Sattel erschweren:
1) das „Fallen“ nach vorne: Stellen wir uns unser Pferd als Gegenstand vor, schmal unterstützt durch vier Beine und eine Verlängerung (Hals) mit einem Gewicht am Ende (Kopf), so wäre uns klar, daß dieser Gegenstand eine Tendenz hat, auf den Kopf zu fallen. Oft arbeite ich mit Pferden, die dieselbe Tendenz haben und deshalb ihre Beine (mehr oder weniger schnell) vorsetzen müssen, um dem Drängen der Masse nachzukommen. Deshalb zeige ich ihnen, daß sie auf feine Signale mit Führleine, Gerte und Fahrleinen ihren Schwerpunkt nach hinten verschieben können und somit weniger umreflektiertem Vorwärtsdrang unterliegen. Diese Übung schult zugleich den Charakter: Die Pferde lernen, sich zurückzunehmen.
2) Das Fallen auf die äußere oder innere Schulter: Die natürliche Schiefe führt dazu,daß viele Pferde in der Wendung auf die eione oder andere Schulter fallen und ihr Gleichgewicht verlieren. Mittels der Tellington Bodenarbeits-Übungen lernen meine Ausbildungspferde bereits jetzt die Technik, sich zu biegen, und gesetzt um eine ziemlich enge Wendung zu gehen. Das Labyrinth ist ein wun-derbares Mirttel für diese Übung. Ich führe langsam und halte immer wieder an, um das Pferd neu auszubalancieren.
Falls Sie unsicher über die Ausführung der Aufgaben sind, falls Sie ihr Pferd so kleinschrittig anreiten wollen, dass es jeden Schritt versteht, holen Sie sich Hilfe bei einem Tellington-Practitioner oder in der Literatur, damit ihre Bemühungen auch wirklich den gewünschten Erfolg bringen.
Literatur: Tellington-Training für Pferde, bzw. Pferde ausbilden mit dem Tellington-Training: TTouch, Bodenarbeit, Reiten www.tteamshop.de